Durchwachsene Wirtschaftsnachrichten in den USA und Zinsängste – Orientierungslose Börsenwoche mit positiver Grundtendenz in Europa, aber Seitwärtsbewegung in den USA: Noch am Montag träumten die Anleger von einem weiteren Rückgang der Inflationsrate auf Werte um die 6,2 %. Am Dienstag kam es dann mit einem schwächer als erwarteten Rückgang zur Enttäuschung. Die Inflationsrate ist von Dezember auf Jänner nur von 6,5 auf 6,4 % zurückgegangen. Es war zwar der siebte Rückgang in Folge, aber die Enttäuschung sorgte für Nervosität an den Märkten. Das rief die Rede Powells in Erinnerung, in der die Bemerkung fiel: „Die Arbeit der Fed ist noch nicht getan“. Das Inflationsziel liegt bei 2 %. Einzelhandelsdaten und Empire State Index waren stark, während die Industrieproduktion im Jänner schwächer als erwartet ausfiel. Gleichzeitig stiegen die Preise auf Erzeugerebene mit 6 % stärker als die erwarteten 5,4 %. Obwohl der Futures-Markt für März noch einen kleinen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte einpreist, werden bereits Stimmen für eine stärkere Leitzinsanhebung im Ausmaß von 0,5 Prozentpunkten laut.
PC - Weekly 2023 KW 08
Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA
US-Einzelhandel fast zu robust: Die Einzelhandelsumsätze (inkl. Lebensmittel-Services): stiegen im Jänner auf Jahresbasis um 6,7 % und ohne Automobil und Autoteile sogar um 7,6%. Motorfahrzeuge und Ersatzeilumsätze stiegen um 2,8 %. Während der „Imbiss/Restaurant“-Bereich sich mit 24 % Plus noch von der Corona-Krise erholte, brachen die Umsätze für elektronische Geräte um 6,5 % ein. Gut liefen Bekleidungsgeschäfte mit einem Plus von 6,6 % und der gesamte Bereich Sport, Hobby, Bücher und Musik mit plus 6,9 %.
US-Industrieproduktion im Jänner schwächer als erwartet: Die Industrieproduktion stagnierte in den USA gegenüber dem Vormonat, während Volkswirte noch mit einer Zunahme von 0,4 % rechneten. Im Jahresvergleich lag das Plus bei 0,8 %. Die Kapazitätsauslastung verringerte sich von Dezember auf Jänner von 78,4 auf 78,3 % während Ökonomen zuletzt noch von 79 % ausgingen.
Bessere Industriestimmung im Bundesstaat New York: Noch im Jänner war dort die Industriestimmung auf dem tiefsten Stand seit Mai 2020. Der Empire-State-Index fiel auf minus 32,9 Punkte ehe im Februar ein Rebound auf minus 5,8 Zähler erfolgte. Analysten rechneten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf minus 18 Punkte.
Negativer Verlauf der Earning-Season: Bereits 82 % der S&P 500 Firmen haben bis 17. Februar Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht. Laut FactSet lagen dabei nur noch in 68 % der Fälle die veröffentlichten Gewinne über den Analystenprognosen verglichen mit einem 5-Jahres-Durchschnitt von 77 %. Im Schnitt liegt die Gewinnüberraschung mit 1,3 % weit unter dem 5-Jahres-Schnitt von 8,6 %. Zwei Sektoren berichten bereits von negativen Gewinnüberraschungen, nämlich Telekommunikation (-4,1%) und Nicht-Basis-Konsumguter (-0,4%). Während im Gesamtjahr 2022 laut FactSet-Konsens noch ein Gewinnwachstum von 4,1 % möglich ist, droht für das erste Quartal 2023 bereits ein Rückgang um 5,4 %. Unter diesen Aspekten erscheint selbst ein Forward-KGV im S&P 500 von 18 (10-Jahres-Schnitt von 17,2) als zu hoch.
Aktien - Europa
Airbus und Commerzbank nach erfreulichen Nachrichten jeweils 11,7 bzw. 10,5 % Wochenplus: Der Flugzeugbauer Airbus steigerte den Umsatz um 13 % auf knapp 58,8 Mrd. EUR und der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um 16 % auf 5,6 Mrd. EUR und übertraf damit die Analysten-Erwartungen. Nun winkt eine Dividendenanhebung von 1,50 auf 1,80 EUR/Aktie. Bei der Commerzbank ermöglichten Zinseinnahmen aus dem Firmenkundengeschäft 2022 einen Gewinnanstieg von 430 Mio. auf 1,4 Mrd. EUR. Das operative stieg von 1,18 auf 2,1 Mrd. EUR. Nun winken wieder Dividendenzahlungen.
Europäische Aktien: Anhaltende Stärke gegenüber US-Werten nach wie vor fundamental gerechtfertigt: Ein starker Dollar verschafft den europäischen Firmen einen Konkurrenzvorteil. Darüber hinaus hinkt Europa den USA im Zinserhöhungszyklus noch hinterher. Entsprechend sind die Performance-Unterschiede in den vergangenen drei Monaten: DAX, ATX und CAC 40 legten je 7,3; 8,4 bzw. 10,6 % zu, während der S&P 500 und Nasdaq 100 nur noch je 2,8 bzw. 5,8 % zulegten – und dies nach einigen spektakulären Rebounds im Technologiesektor. Europa hat im globalen Bewertungsvergleich noch Aufholpotenzial. Per 31. Jänner 2023 stand im 425 Aktien enthaltenden MSCI Europe Index ein KGV von 14,29 einem Wert von 18,18 im MSCI World gegenüber. Die Dividendenrendite lag bei 3,08 % vs. 2,09 % im MSCI World.
Aktien - Schwellenländer / Asien
IWF revidiert Wachstumsprognose für Chinas Wirtschaft nach oben: China sollte 2023 seiner Funktion als globale Leitwirtschaft und Konjunkturlokomotive wieder gerecht werden. Die Regierung in Peking verkündete offiziell ein Ende der Corona-Maßnahmen. Nun kann es steil bergauf gehen. Der IWF hat darauf reagiert und seine Wachstumsprognose für 2023 um 0,8 Prozentpunkte auf 5,2 % nach oben revidiert. China gehört somit zu den Ländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Sein Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum sollte bei 30 % liegen. Egal ob Transportwesen, Einzelhandelsumsätze oder Einkaufsmanager-Indizes – diese Indikatoren stehen wieder auf Expansion. Laut dem National Bureau of Statistics ist von Dezember auf Jänner der Einkaufsmanagerindex für die Produktion von 47 auf 50,1 Punkte gestiegen. Er liegt somit erstmals seit September 2022 wieder im Expansionsbereich von über 50. Noch stärker war der Erholungsschub im Dienstleistungs- und Baubereich, dessen Einkaufsmanagerindex (Non-Manufacturing PMI), von 41,6 auf 54,4 Punkte explodierte.
Anleihen
Staatsanleihenrenditen beginnen die nächsten Leitzinsanhebungen einzupreisen, aber Märkte unterschätzen mittelfristige Risiken: Auf Monatsbasis stiegen bis vergangenen Freitag die Renditen zehnjähriger US-Treasuries um 43 Basispunkte (BP) auf 3,81 % und jene laufzeitkongruenter deutscher Bundesanleihen um 38 BP auf 2,43 %. Letzteres ist noch eine „Untertreibung“, denn: Bereits am 2. Februar 2023 kündigte die EZB für März eine weitere Leitzinsanhebung im Ausmaß von 0,5 Prozentpunkten an und auch in der Fed werden Stimmen für einen 0,5-Prozentpunkte-Schritt laut. Doch abgeleitet aus den Fed-Fund-Futures-Preisen ermittelt das CME Fedwatch-Tool zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von rund 82 %, dass es bei der Fed-Entscheidung am 22. März nur einen 0,25 PP-Schritt geben wird. Und für wann wird der Leitzins-Peak eingepreist?
Die Futures-Preise vom 17. Februar signalisieren, dass bis zur Fed-Sitzung am 14. Juni die Leitzinsen auf 5,25 bis 5,50 % steigen werden, und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 52,9%. Bis zur Sitzung am 26. Juli 2023 liegt die Wahrscheinlichkeit für 5,25 bis 5,50 % bei 49,2 % und darüber bei 20,5 %. Konkret bedeutet dies die Einpreisung des Leitzins-Hochs für Juni oder Juli 2023 und zwar bei 5,25 bis 5,50%. Angesichts des historisch abgeleiteten Potenzials ist die Enttäuschungsgefahr groß. Ähnliches gilt auch für den Euroraum wo der ein- und zweijährige EUR-Swapsatz mit je 3,547 bzw. 3,497 % ein voraussichtliches Leitzinshoch von 3,50 % einpreist (aktueller Stand: 3,00% im Hauptrefinanzierungssatz), während der 30-Jahres-Swapsatz nur noch bei 2,457 % liegt. Doch ein Konjunkturschub in China kann massive Anstiege der Energie- und Rohstoffpreise zur Folge haben. Hinzukommen Nachwehen bisheriger Steigerungen der Erdöl- und Erdgaspreise, ein mit der niedrigsten Arbeitslosenquote seit 1969 ausgetrockneter US-Arbeitsmarkt und in Europa Gewerkschaften, die vehement Inflationsausgleich fordern. Auch der historische Rückblick in Hochinflationsphasen der 70er-Jahre und frühen 80er-Jahre mahnt vor weiteren Leitzinsanhebungen über einen noch längeren Zeitraum.
HY-Corporate Bonds – Höhere Risikofreude in Erwartung moderater Ausfallsraten: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries widerspiegeln nach einem Rückgang auf 4,24 Prozentpunkten (PP) nach wie vor niedrige Ausfallsraten (Daten per 16.02.23). Die Marktteilnehmer wurden offensichtlich risikofreudiger. Aber diese Spreads sind zu niedrig, denn Fitch Ratings hat die für 2023 erwartete US-HY-Default Rate von 2,5 bis 3,5 PP auf 3,0 bis 3,5 PP nach oben revidiert, da nur noch von einem US-BIP-Wachstum von 0,2 % ausgegangen wird.
Edelmetalle und Rohstoffe
Goldpreis angeschlagen, Erdgaspreis im freien Fall: Der Goldpreis leidet unter den erneut steigenden Anleihenrenditen, denn Gold selbst ist nicht zinstragend. Charttechnisch sind Rückschläge unter 1800 USD/Feinzunze nicht auszuschließen. In Europa ist indessen der Preis für Erdgas auf den tiefsten Stand seit ca. 1,5 Jahren gefallen. Noch im vergangenen Sommer kostete die Megawattstunde ca. 350 Euro. Nun waren es zuletzt zeitweise weniger als 50 Euro und die Futures preisen für die kommenden Jahre weitere Rückgänge ein. Faktoren dieser Entwicklung sind eine witterungsbedingte geringere Nachfrage und Einsparungen in der Industrie. Hinzukommen wieder laufende Lieferungen aus Russland.
Währungen
Yen-Schwäche: Während es ansonsten eher eine ruhigere Woche am Devisenmarkt war, fällt vor allem die aktuelle Yen-Schwäche gegen eine Reihe von Standard-Währungen auf. Die unerwartete Ernennung des Ökonomen Kazuo Ueda zum künftigen Chef der Japanischen Notenbank sorgte für Irritationen. Wie geht es mit der Geldpolitik weiter? Hält die BoJ weiter an ihrer ultra lockeren Geldpolitik fest, würde dies bei weiteren Leitzinsanhebungen in Europa und den USA schon alleine durch verstärkte Carry-Trades den Yen weiter massiv unter Druck setzen.
Diese WOCHE - worauf zu achten ist!
China: Zinssatzentscheidung PBoC
EUR: Verbrauchervertrauen
EUR: S&P Global PMI Gesamtindex und Indizes für verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistung; ZEW Umfrage
USA: FOMC Protokoll
EUR: Inflationsdaten
USA: Erstanträge und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung, BIP-Daten, Persönliche Konsumausgaben, Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex
USA: Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen u. Inflationserwartungen; Fed Bericht zur Geldpolitik, Privatausgaben, Persönliches Einkommen
Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber
In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.
Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.
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