Längere Zinserhöhungsreihe trotz rückläufiger Inflation: Der verlangsamte 0,5 Prozentpunkte Leitzinsanhebungsschritt der Fed von vergangenem Mittwoch war weitgehend eingepreist, und zwar im Einklang mit tendenziell schwächeren Konjunkturdaten und einer im November von 7,7% (Oktober) auf 7,1% rückläufigen US-Inflationsrate, dem niedrigsten Wert seit Dezember 2021. Nach 7 Leitzinserhöhungen liegt nun die Fed Fund Rate bei 4,25 bis 4,50% und die geldpolitischen Entscheidungsträger der Fed rechnen für 2023 im Mittel mit einem Leitzins von 5,1%. Beobachtet man hingegen alle 8 Zinsanhebungszyklen seit 1971, lag die durchschnittliche Anzahl an Zinserhöhungsschritten bei 15 und dies über einen Zeitraum von 32 Monaten (Quelle: HedgeGo). Demnach hätten wir bestenfalls die Halbzeit erreicht.
Ob nun die Analystengilde mit ihrer Meinung eines konjunkturbedingten früheren Endes der Zinsanhebungsreihe oder die Verfechter der Empirie Recht bekommen, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Jedenfalls die Aussagen Powells in seiner Pressekonferenz nach der Leitzinsentscheidung deuten eher auf letzteres hin. Ziel ist eine langfristige Inflationsrate von 2%. Doch die Federal Reserve Board-Mitglieder und die regionalen Fed Präsidenten erwarten im Mittel (Medianwert) eine PCE-Inflation von 5,6% im laufenden Jahr und 3,1% für 2023. Das ist die Inflation für den persönlichen Konsum, dessen Einschätzung gegenüber September nun um je 0,2 bzw. 0,3 Prozentpunkte höher ausfällt. Erst 2025 kommt es voraussichtlich zu einem Rückgang auf 2,1%, während das BIP-Wachstum 2022 und 2023 bei je 0,5 % liegen sollte. Fed Chairman Jerome Powell legt seinen Fokus klar auf Geldwertstabilität. Dazu O-Ton: „Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist“. Eine weitere Aussage Powells: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass weitere Erhöhungen angemessen sind“. Aktuelle Indikatoren reichen demnach nicht aus, um sicher zu gehen, dass die Inflation nachhaltig rückläufig ist. Entsprechend enttäuscht reagierten die Aktienmärkte zumal auch die EZB weitere Zinsschritte (nach oben) vor sich hat: S&P 500 und NASDAQ 100 verloren in der vergangenen Woche jeweils 2,2 bzw. 2,8% und der DAX sogar 3,3%. Die Energierohstoffpreise hingegen verteuerten sich wieder auf breiter Front, während der japanische Yen auf breiter Front Stärke zeigte und auf geopolitischer Ebene erneut Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland aufkeimten – mitten in einem eskalierenden Ukraine-Krieg eine kritische Gemengelage!