PC - Weekly 2022 KW 46

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

Beruhigung an der Inflationsfront, aber: Während die Inflationsrate des Euroraums von September auf Oktober von 9,9 auf 10,7% kletterte, nachdem die Energiepreiskomponente fast 42 % anstieg, war sie in den USA im Oktober von 8,2 auf 7,7% rückläufig, was in Kombination mit einen Konjunkturabschwung Hoffnungen aufkeimen lässt, dass die Fed ihr Tempo weiterer Leitzinsanhebungen verlangsamt. Doch die Inflationsgefahr ist noch lange nicht gebannt, denn wesentlich wichtiger als die Gesamtinflation ist die Kerninflation, aus der die volatilen Komponenten Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden. Im September erreichte diese mit 6,6 % ihren vorläufigen Peak und höchsten Wert seit den frühen 80er-Jahren, ehe im Oktober ein Rückgang auf 6,3% erfolgte. Eine weitere von der Fed genau verfolgte Inflationsgröße ist der Personal Consumption Expenditures Price Index (PCE), ein auf private Konsumausgaben konzentrierter Verbraucherpreisindex, dessen Headline-Inflation (Gesamtinflation) nach einem Peak von 7,0% im Juni bis September zwar auf 6,2% zurückgegangen ist, aber ex Nahrungsmittel und Energie im September mit 5,1% über dem Juni-Wert von 5,0% liegt. Mieten, Pachtzinsen, Löhne und Gehälter steigen und

somit werden auch quer durch die Bank Dienstleistungen und Industrieprodukte teurer (Lohn-Preis-Spirale). Die Zahl der offenen Stellen erreichte in den USA nämlich zwischenzeitlich neue Rekordwerte und führt zu höherer Wechselwilligkeit und Lohnforderungen der Arbeitnehmer. Auch aus der Fed mehren sich die Stimmen, dass die Zinsanhebungsreihe noch länger dauert und ein Endzinsniveau zur Folge hat, das weit über den ursprünglichen Einschätzungen des Offenmarktausschusses liegt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Sonal Desai, Investmentchefin für Anleihen bei Franklin Templeton davon ausgeht, dass die Fed ihre Leitzinsen zum Peak auf 5,25 bis 5,50% anhebt. Bezüglich des Midterm-Wahlausgangs lichtet sich der Nebel. Der Senat bleibt in demokratischer Hand und bezüglich Mehrheiten im Repräsentantenhaus ist der Ausgang noch offen. Die Demokraten schnitten besser ab als ursprünglich erwartet.

Wie lange hielten in den USA Phasen mit höheren Inflationsraten an?

So lange dauerten vergangene Hochinflationsphasen mit nachhaltigen Inflationsraten von über 5 % (länger als 12 Monate) in den USA:

·        März 1916 bis November 1920 (Erster Weltkrieg, Spanische Grippe—Pandemie und globale Warenknappheit): 57 Monate

·        Juli 1941 bis Juli 1943 (Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg): 25 Monate

·        Juli 1946 bis Oktober 1948 (Warenknappheit nach Zweitem Weltkrieg und schlechte Ernten): 28 Monate

·        Dezember 1950 bis Dezember 1951 (Weitere Inflationswelle wegen Warenknappheit): 13 Monate

·        März 1969 bis Februar 1971 (Rohstoffknappheit durch Aufschwung und Peak-Oil-Thematik): 24 Monate

·        April 1973 bis Oktober 1976 (Yom Kippur Krieg, Folgen Ölboykott): 43 Monate

·        Jänner 1977 bis Oktober 1982 (u.a. Erster Golfkrieg): 70 Monate

Vergleichbare Szenarien mit heute sind Erster Weltkrieg und Spanische Grippe, und der erste sowie zweite Ölschock, woraus 42 bis 70 Monate über 5 % resultieren sollten, von denen wir bereits 18 Monate hinter uns haben. Demnach folgen noch zumindest 2023 und 2024 zwei weitere schwierige Jahre.

US-Verbrauchervertrauen verschlechtert sich: Die Konsumenten blicken wegen der hohen Inflation und Sorgen um die zukünftige Zinshöhe im November pessimistischer in die Zukunft. Das hat konkret eine von Reuters veröffentlichte Umfrage der Universität Michigan gezeigt: Der Index des generellen Konsumentenvertrauens war von 59,9 auf 54,7 Punkte rückläufig. Die einjährigen Inflationserwartungen stiegen von 5,0% auf 5,1% und der Fünfjahres-Inflationsausblick von 2,9 auf 3,0%.

Durchwachsene Arbeitsmarktdaten in den USA: Im Oktober stieg die Anzahl der Arbeitslosen um 306.000 auf 6,1 Mio. bzw. die Arbeitslosenquote stieg wieder von 3,5 auf 3,7%. Seit März liegt diese in der Bandbreite von 3,5 bis 3,7%. In der Woche endend am 5. November stieg der Anzahl der Erstzulassungen zur Arbeitslosenunterstützung um 7000 auf 225.000, blieb aber noch immer nahe an den Tiefstwerten.

Schwache Earning Season: Jetzt wird es klarer. Per 11. November haben in etwa 91% der S&P 500 Unternehmen Zahlen fürs dritte Quartal veröffentlicht, doch weniger Unternehmen als im 5- und 10-jährigen Durchschnitt veröffentlichten positive Gewinnüberraschungen. Generell liegen die Werte der Gewinnüberraschungen laut FacSet auffallend niedrig und betragen weniger als ein Drittel des zehnjährigen Durchschnitts. Die höchste positive Gewinnüberraschung gab es mit rund 10% im Energiesektor, der von hohen Erdöl- und Erdgaspreisen profitiert, gefolgt von Gesundheitssektor. Der Telekom-Bereich (Communication Services) schnitt hingegen mit einer aggregiert negativen Gewinnüberraschung im hohen einstelligen Bereich am schlechtesten ab.  

Generell fällt auf, dass die Gewinnerwartungen der Analysten für 2022 und 2023 stagnieren. Somit erscheinen selbst aktuelle Forward-KGVs im S&P 500, die in einer Größenordnung um 17 liegen unter dem langjährigen Durchschnitt liegen, noch nicht günstig. Die Gefahr liegt hier nämlich in einer Bewertungsfalle.

Aktien - Europa

EU-Kommission rechnet mit weniger Wachstum aber mehr Inflation: Durch den Ukraine-Krieg hat sich die Stimmung in der EU-Wirtschaft verschlechtert. Zwar wird das BIP-Wachstum 2022 besser ausfallen als zuvor prognostiziert, doch die Aussichten für 2023 sind deutlich schwächer und die Inflation höher als in der Zwischenprognose der EU-Kommission vom Sommer. In Zahlen: Das BIP-Wachstum der EU sollte 2022 noch bei 3,3% liegen (3,2% im Euroraum), sich aber wegen der hohen Inflation 2023 sowohl in der EU als auch Eurozone auf jeweils 0,3% reduzieren, ehe es 2024 wieder mit jeweils 1,6 bzw. 1,5 % aufwärts geht. Bezüglich Inflationsrate geht die EU-Kommission für die EU in den Jahren 2022 und 2023 von je 9,3 bzw. 7,0 % aus, und im Euroraum von 8,5 bzw. 6,1%, ehe sie sich 2024 auf je 3,0 bzw. 2,6 % abschwächt.

Mehr Klarheit und Vorstandswechsel bei Adidas: 19,5% stieg vergangene Woche der Aktienkurs von Adidas auf neuerliche Gewinnwarnung mit transparenter Auflistung der Schwachstellen. Das Ende der Partnerschaft mit einem umstrittenen Rapper führte noch einmal zur Senkung der Umsatz- und Ertragsprognosen. Ein bevorstehender CEO-Wechsel und geplante Kostensenkungen um 700 Mio. EUR sowie Aussichten auf einen Abbau der hohen Lagerbestände beflügeln.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Gerüchte über Ende der Null Covid Politik und neues Konjunkturprogramm: Chinas Exporte schrumpften im Oktober um 0,3% und die Einzelhandelsumsätze wuchsen im September nur noch um 2,5%, während das BIP-Wachstum im dritten Quartal bei 3,9% lag. Nun heißt es, dass die Führung in Peking die Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung der Wirtschaft vorantreiben will, um im Laufe des Jahres bessere Ergebnisse zu erzielen. Für das Gesamtjahr peilt die Regierung noch ein Wachstum von 5,5% an und da erscheint es auch plausibel, dass die rigide Null-Covid-Politik ausgesetzt wird. Den laufenden Gerüchten zufolge soll ein Gremium unter hochrangigen Politikern ein Konzept erarbeiten, das beschreibt, wie die strikten Maßnahmen bis März gelockert werden sollen und die seit zweieinhalb Jahren weitgehend geschossenen Grenzen wieder geöffnet werden können.

Anleihen

Weiterhin Inflationsbekämpfung: Im Euroraum liegt die Inflation mittlerweile bei 10,7% und laut EZB-Chefin Christine Lagarde wird eine Rezession nicht ausreichen um die Inflation auszugleichen. Weitere Leitzinsanhebungen sind zu erwarten. Aus den USA mehren sich bereits die Anzeichen, dass die Zinsanhebungsreihe länger andauern könnte als ursprünglich erwartet; dann würden am Ende auch die Leitzinsen entsprechend höher sein. Was sagt dazu ein kleiner historischer Rückblick? in den hochinflationären 70er-Jahren benötigte die Fed 20 bzw. 34 Zinsschritte bis Erreichung ihres Stabilitätszieles. Wie die EZB tatsächlich reagieren wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass Stimmen für einen aktiven Bilanzabbau laut werden, um die Geldmenge zu schrumpfen bzw. um dem Markt überschüssige Liquidität zu entziehen. Die Zeichen stehen ganz auf einen restriktiven Kurs. Auf Wochenbasis sind trotzdem wegen der Inflationsdämpfung in den USA und vereinzelter schwächlicher Konjunktursignale die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen von 2,28 auf 2,15% gesunken. Jene laufzeitkongruenter US-Staatsanleihen waren von 4,14 auf 3,81 % stark rückläufig! Doch der Freitag zeigte wieder erneute Renditeanstiege, denn wenn Chinas Konzerne wieder stärker Öl und Rohstoffe kaufen (bei Konjunkturschüben) wirkt dies inflationär.

 

HY-Corporate Bonds – HY-Spreads preisen Abschwung ein: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries sind dabei, einen Abschwung einzupreisen. Ein Niveau von zwischenzeitlich 3,10 Prozentpunkten (20.1.22) war – wie angekündigt – schlichtweg zu niedrig! Mittlerweile weiteten sich die Spreads bis 5. Juli 2022 auf fast 6 Prozentpunkte aus – ein Level, der bereits einen starken Konjunkturabschwung einpreist. Doch dann folgte eine Gegenbewegung auf 4,21 Prozentpunkte (11. August) abgelöst von einer volatilen Phase mit steigender Tendenz. Bis 9. November folgte dann wieder ein Anstieg auf 4,99 Prozentpunkte, der lediglich leicht höhere Ausfallsraten einpreist.

Edelmetalle und Rohstoffe

Industrie- und Edelmetalle zeigen Stärke: Zinn und Nickel stiegen auf Wochensichert um 14,5 bzw. 15,6 %. Ebenfalls im Aufwind waren Aluminium, Blei und Kupfer. Der Hintergrund liegt in Gerüchten über ein Ende der Null-Covid-Politik in China. Der Hunger nach Rohstoffen könnte neu entfacht werden - gut für zunehmend knapper werdende Industriemetalle. Hinzu kommt noch ein geplantes Konjunkturprogramm in China. Ebenfalls quer durch die Bank im Aufwind wären die Edelmetalle wegen industrieller Nachfrage, aber im Falle von Gold und Silber primär wegen der nachhaltigen Aussichten auf höhere Inflationsraten. Darüber hinaus stützten kurzfristig rückläufige Anleihenrenditen im Dollarbereich.

Währungen

Risikofreude kehrt zurück und Gegenbewegungen: Im Einklang mit rückläufigen Renditen am US-Bondmarkt wertete der Dollar zum Euro um fast 4 % ab, gegenüber Franken und Yen war es ein Minus von über 5 %. Der Euro war indessen gegenüber Yen und Franken schwächer. Die Anleger werden teilweise wieder risikofreudiger. Eine stärkere Aufwertung erfuhr der Euro indessen gegenüber dem Kanadischen Dollar. In zweistelliger Größenordnung wertete hingegen der Brasilianische Real gegenüber dem Euro ab. Brasilien ist in aktueller Konstellation schwer regierbar.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

14.11.2022

EUR: Industrieproduktion

15.11.2022

Japan: BIP-Daten

USA: FOMC Mitglied John C. Williams spricht

China: Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze, NBS Pressekonferenz

16.11.2022

USA: Einzelhandelsumsätze, Controlling des Einzelhandels, Industrieproduktion, Kapazitätsauslastung,

EUR: Rede EZB Chefin Lagarde

17.11.2022

EUR: Inflationsdaten, Bauleistung,

USA: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Folgeanträge Arbeitslosenunterstützung, Philly-Fed-Herstellungsindex

18.11.2022

UK: Einzelhandelsumsätze

EUR: Rede EZB-Chefin Lagarde;

USA: Verkäufe bestehender Häuser

 

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

Disclaimer

Diese Mitteilung dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Investmentanalyse oder Anlageempfehlung bzw. Aufforderung oder Angebot zur Zeichnung oder zum Kauf des(der) erwähnten Produkte(s) dar. Sie gilt weiters nicht als ausreichende Grundlage für eine Anlageentscheidung. Da jede Anlageentscheidung einer individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse (z.B. Risikobereitschaft) des Anlegers bedarf, ersetzt diese Information nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater im Rahmen eines Beratungsgesprächs. Soweit in dieser Mitteilung konkrete Produkte genannt werden, sollte eine Anlageentscheidung allein auf Grundlage der verbindlichen Verkaufsunterlagen getroffen werden. Eine Anlageentscheidung für Fonds sollte in jedem Fall auf der Grundlage der aktuellen Verkaufsprospekte einschließlich der zuletzt veröffentlichten Jahres- und ggf. Halbjahresberichte getroffen werden, die auch ausführliche Informationen zu den Chancen und Risiken enthalten. Provisionen, Gebühren und Entgelte können zu einer Reduktion der individuellen Wertentwicklung führen. Aus der Veranlagung können sich steuerliche Verpflichtungen ergeben, die von den jeweiligen persönlichen Verhältnissen des Kunden abhängen und künftigen Änderungen unterworfen sein können. Die enthaltenen Informationen und Aussagen stellen eine Einschätzung der PRIVATCONSULT zum Zeitpunkt der Erstellung und Veröffentlichung dar und können sich jederzeit ändern. PRIVATCONSULT kann keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Mitteilung enthaltenen Daten und Informationen übernehmen und haftet somit nicht für Verluste oder sonstige Schäden, die aus der Nutzung dieser Informationen entstehen können. Die historische Wertentwicklung einer Veranlagung ist keine Garantie für eine zukünftige Entwicklung. Der Wert der entsprechenden Anlage kann sowohl steigen als auch fallen. Bei der Abbildung des Portfolios handelt es sich um ein Modellportfolio und nicht um die Abbildung eines spezifischen Kundendepots.

HINWEIS: Bei dieser Mitteilung handelt es sich um Werbung. Sie wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Zurück