Wann ändert die Fed ihren geldpolitischen Kurs? Während in Europa die Inflation in einem Angebotsschock mit unterbrochenen Lieferketten und einer Energiekrise wegen Erdgasmangel liegt, herrscht in den USA ein relativ normaler Konjunkturzyklus vor. Hier kann über Zinsanstiege die Nachfrage eingebremst werden. Investitionen verlangsamen sich bereits im Einklang mit den rasant steigenden Leitzinsen. Im Euroraum hingegen wäre eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik von Vorteil. Trotzdem wird die EZB zur Stabilisierung des Wechselkurses EUR/USD noch mehrere kräftige Leitzinsanhebungen durchführen müssen. Auf der anderen Seite drohen hochverschuldete Länder der Eurozone ins Wanken zu geraten. Die Bank of England hat wegen des Auslaufs ihres Anleihenkauf-Programmes, dass sie Ende September wegen des Ausverkaufs am Bondmarkt einführte, eine bis 10. November laufende temporäre Repo-Fazilität zur Beruhigung des Marktes aufgelegt.
In den USA sorgten indessen die stärkste Kerninflation seit August 1982 und hohe Kernumsätze des Einzelhandels für Verunsicherung. Eine Umfrage der Universität Michigan ergab zudem, dass die Inflationserwartungen der Konsumenten von September auf Oktober von 2,9 auf 5,1% stiegen. Hingegen die Konjunkturerwartungen wurden wieder optimistischer. Solange es in den USA keine schwere Rezession gibt, in der sich die Inflationsraten deutlich zurück entwickeln, werden die Leitzinsen von der Fed weiter nach oben geschraubt.