PC - Weekly 2022 KW 41

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

UN-Organisation appelliert an Regierungen und Notenbanken:  So ein Ereignis ist von historischer Bedeutung: Die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD), eine Organisation der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung fordert die Zentralbanken der entwickelten Volkswirtschaften zu einer geldpolitischen Kehrtwende auf. Auch sollten entwickelte Volkswirtschaften Sparmaßnahmen im Staatshaushalt unterlassen. Weitere Aufrufe richten sich an internationale Finanzinstitutionen, dringend erhöhte Liquidität bereitzustellen und die Schuldenerleichterungen für Entwicklungsländer auszudehnen. Regierungen sind zur Erhöhung der Staatsausgaben und direkten strategischen Preiskontrollen aufgerufen, um direkt an den Märkten für Energie und Nahrungsmittel sowie in anderen wichtigen Bereichen einzugreifen. Die UNCTAD geht heuer nur noch von 2,5% BIP-Wachstum aus und von einer weiteren Verlangsamung auf 2,2% im Jahr 2023. Der gegenwärtige Abschwung hält das BIP-Wachstum in den nächsten Jahren weiterhin unter dem Trend vor der Pandemie, was einen kumulierten Fehlbetrag von über 17 Billionen Dollar – fast 20 % des Welteinkommens zur Folge hat. Alle Volkswirtschaften sind vom Abschwung betroffen, aber Entwicklungsländer sind am meisten einer Kaskade an Schulden-, Gesundheits- und Klima-Krisen ausgesetzt. Lateinamerikanische Länder mit mittlerem Einkommen und Niedrig-Einkommensländer in Afrika könnten in diesem Jahr einen der stärksten Abschwünge erleiden. Die durchschnittliche Wachstumsrate der Entwicklungsländer sollte laut aktueller UNCTAD-Publikation unter 3 % fallen - ein Tempo, das für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreicht, die öffentlichen und privaten Finanzen weiter belastet und die Beschäftigungsaussichten beeinträchtigt, so der UN-Bericht. Ein großes Problem sind massive Kapitalabflüsse aus Schwellenländern, wenn die Dollarzinsen stark ansteigen.  Auf Jahressicht sind die Renditen zehnjähriger US-Treasuries bereits um 2,29 Prozentpunkte auf 3,87% gestiegen. Allein die Leitzinserhöhungen in den USA könnten heuer den Entwicklungsländern ex China 360 Mrd. USD an zukünftigen Einnahmen kosten. Laut UNCTAD befinden sich bereits 60 % der Niedrig-Einkommensländer und 30 % der Emerging Markets in oder nahe einer Überschuldung. 46 Entwicklungsländer sind von mehreren wirtschaftlichen Schocks betroffen und weitere 48 Länder sind ernsthaft gefährdet. Genauere Hintergründe siehe Abschnitt: „Aktien Schwellenländer/Asien“.

Indessen mehren sich die Abschwungsignale auch in den USA als neues „Epizentrum restriktiver Geldpolitik“. Zumindest zwei wichtige viel beachtete Einkaufsmanager-Indizes zeigten weitere Abkühlung, während ein überhitzter Arbeitsmarkt Lohninflationsgefahr (Lohn-Preis-Spirale) in sich birgt. Weitere massive Leitzinsanhebungen der Fed sind trotz UN-Appell zu erwarten.

Verarbeitendes Gewerbe leidet unter Zinserhöhungen: Der infolge steigender Dollarzinsen hohe US-Dollarkurs führte dazu, dass sich die Exportaufträge des verarbeitenden Gewerbes in den USA stärker einbremsten. Medienberichten zufolge zeigt eine aktuelle ISM-Umfrage Auftragseinbußen und Einstellungsstopps nach Zinserhöhungen der Fed. Die Folge: der entsprechende Einkaufsmanager-Index fiel im September auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020 und gleichzeitig auf einen Level knapp über der Kontraktionsgrenze. Hingegen, wie erwartet, noch immer auf vergleichsweise soliden Wachstumsniveau zeigte sich der Dienstleistungssektor. Für den US-Produktionsbereich ein etwas besseres Bild ergab ein anderer Einkaufsmanager-Index, nämlich einer von S&P Global.

Zu starker US-Arbeitsmarkt birgt Lohninflationsrisiko: In den USA entstanden im September außerhalb des Agrarsektors per Saldo 263.000 neue Jobs und die Arbeitslosenquote war von 3,7 auf 3,5 % rückläufig. Deutliche Stellenzuwächse gab es in den Bereichen Gastronomie, Freizeit sowie im Gesundheitsbereich. Vor allem Gastro und Freizeit erholen sich von der Pandemie. Im September stiegen die durchschnittlichen privatwirtschaftlichen Stundenlöhne um 5,8 % auf 27,77 USD. Auffallend stark stiegen die Löhne im Transport- und Lagerwesen, nämlich um 9,2% auf 26,69 USD. Hier liegt nämlich auch kritische Infrastruktur. Fazit: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Lohn-Preis-Spirale sich zu drehen beginnt.

Aktien - Europa

Absatzvolumen im Einzelhandel der Eurozone bereits den dritten Monat auf Jahresbasis rückläufig: Im August war das Absatzvolumen im Einzelhandel der Eurozone mit -2,0% (Vormonat: -1,2%) erneut rückläufig, wobei es wegen gewisser Basiseffekte ausgehend von einem hohen Pandemie-Einkaufslevel den Versand- und Interneteinzelhandel um stärksten getroffen hat. Hinzu kommen noch eine verstärkte Sparneigung und Konzentration des Konsums auf die wichtigsten Güter. Wegen hoher Mieten, gestiegener Kreditzinsen, hoher Energie- und Treibstoffkosten betrifft dies breite Teile der Bevölkerung. Die Rückkehr vom Homeoffice zum Arbeitsplatz sowie mehr Ausflüge und Urlaube nach der Pandemie führten hingegen noch zu einem steigenden Treibstoffabsatz.

Rückläufige Gewinnmargen in Europa erwartet: Höhere Materialbeschaffungs- und Energiekosten belasten auch europäische Unternehmen. Laut Erste Group unter Co-Verweis auf Refinitiv ist von 2022 auf 2023 ein Rückgang der Gewinnmargen von 17 auf 10,7% zu erwarten, wobei alle Sektoren von einer rückläufigen Entwicklung betroffen sein sollten. Für die kommende Berichtssaison erwarten Analysten ein geringeres Umsatzwachstum bei gleichzeitig rückläufiger Gewinnwachstumsrate. Ab dem ersten Quartal 2023 sollten dann die Gewinne der Unternehmen sinken – im Gesamtjahr 2023 voraussichtlich um 3,9 %.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Themenschwerpunkt: Krisengefahr durch stark steigende Dollarzinsen

Die Asien/Russland-Krise 1997/98 oder die Lateinamerika-Krisenzeit (verlorene Dekade) der 80er-Jahre genauso wie die aktuelle Phase haben eines gemeinsam: steigende Dollarzinsen, die Gift für Schwellenländer sind. Werden sichere US-Staatsanleihen, Dollar-Festgelder und diverse festverzinsliche Dollarveranlagungen im Vergleich zu den betreffenden Emerging-Markets-Lokalwährungen attraktiver, drohen Geldabflüsse aus den Schwellenländern rein in ausländische Dollarveranlagungen. Dies führt zu massiven Währungsabwertungen, Renditeanstiegen bei Lokalwährungsanleihen, Devisenabflüssen und Devisenmangel sowie Überschuldung und Insolvenzwelle bei in US-Dollar verschuldeten Unternehmen. Es folgen dann meist massive Leitzinsanhebungen in den Schwellenländern bei gleichzeitigen Interventionen an den Devisenmärkten. Der IWF wird zur Hilfe gerufen und vergibt gegen strenge Auflagen Überbrückungskredite. Seit Mitte März sind im laufenden Jahr in den USA die Leitzinsen um drei Prozentpunkte auf 3,00 bis 3,25 % gestiegen und es sind heuer noch weitere Leitzinsanhebungen zu erwarten. Das Währungspaar EUR/USD ist bereits unter die Parität gefallen. Die Zinsen dreimonatiger T-Bills stiegen von Ende 2021 bis 06.10.2022 von 0,06 auf 3,32 %.  

Erste Folgen:  Bereits bis Ende Mai erlitten laut Financial Times EM-Staatsanleihen mit einem Minus von 15 % die höchsten Verluste seit 1994. Laut IIF-Daten sind aus EM-Aktien zwischen März und Juni 2022 bereits 31 Mrd. USD geflossen. Darüber hinaus erfuhren heuer gut 90 Entwicklungsländer eine Währungsabwertung zum US-Dollar, über ein Drittel davon im Ausmaß von über 10%. Im laufenden Jahr haben laut UNCTAD die Entwicklungsländer zur Stützung ihrer Währungen bereits 379 Mrd. USD an Reserven aufgewandt. Das ist der doppelte Betrag als ihnen kürzlich an neuen Sonderziehungsrechten vom IWF zugeteilt wurden.

Anleihen

Erneute Renditeanstiege: Die Zinsen feiern kurz vor dem Weltspartag wieder ein Comeback, zumindest an den Bondmärkten hätten sich dies Analysten vor wenigen Monaten nicht träumen lassen. Doch die Inflationsrate im Euroraum ist im September von 9,1 auf 10% geklettert. Das Inflationsziel der EZB liegt bei 2 %. Massive Leitzinsanhebungen stehen noch bevor und entsprechend reagierten auch die EUR-Swapsätze im Ein- und Zweijahresbereich, die mittlerweile bei je 2,57 bzw. 2,94 % liegen. Konkret werden wird auf ein Jahr ein Hauptrefinanzierungssatz-Anstieg von 1,25 bis 2,25% und bis Herbst 2024 sogar eine weitere Erhöhung bis ca. 2,75 % erwartet.  In den USA preisen die Fed Fund Futures laut FedWatch Tool für die Fed-Entscheidung am 2. November bereits mit 81,1% einen weiteren Leitzinsanstieg um 0,75 Prozentpunkte auf 3,75 bis 4,00% ein. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries sind binnen einer Woche um weitere 5 Basispunkte auf 3,88% gestiegen – im Vergleich zu Europa noch mäßig, denn: Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen stiegen um 9 Basispunkte auf 2,19%. Laufzeitkongruente Papiere aus Großbritannien und Italien weisen bereits Renditen von je 4,22 bzw. 4,69 % auf (Vorwoche je 4,08 bzw. 4,50 %). Vor allem die starken Arbeitsmarktdaten vom Freitag lösten hohe Renditeanstiege aus.

HY-Corporate Bonds – HY-Spreads preisen Abschwung ein: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries sind gerade dabei, einen Abschwung einzupreisen. Ein Niveau von zwischenzeitlich 3,10 Prozentpunkten (20.1.22) war – wie angekündigt - schlichtweg zu niedrig! Mittlerweile weiteten sich die Spreads bis 5. Juli 2022 auf fast 6 Prozentpunkte aus – ein Level, der bereits einen starken Konjunkturabschwung einpreist. Doch dann folgte eine Gegenbewegung auf 4,21 Prozentpunkte (11. August) auf die eine volatile Phase mit steigender Tendenz folgte. Bis 6. Oktober folgte zwar ein Anstieg auf 4,95 %, doch dieser Level stellt im Wochenverlauf bereits einen Rückgang um gut 0,5 Prozentpunkte dar, zumal vor allem der US-Arbeitsmarkt noch Stärke zeigt.

Edelmetalle und Rohstoffe

Brent- und WTI-Öl im Hinblick auf OPEC-Drosselung im Wochenverlauf um 15 bzw. 16 % gestiegen: Die erste physische OPEC Sitzung in Wien seit der Pandemie endete mit einem Knalleffekt: Schon Anfang September hat die OPEC plus für Oktober eine Kürzung der Ölproduktion um 100.000 Barrel pro Tag beschlossen. Doch Rezessionssorgen ließen die Wirkung verpuffen. Für November soll die Produktion um weitere zwei Millionen Barrel pro Tag gekürzt werden – das stärkste Ausmaß seit der Förderkürzung im Frühjahr 2020 (damals 10 Mio. Barrel pro Tag). Eine weitere Preisbeschleunigung der Energiepreiskomponente im Verbraucherpreisindex ist zu erwarten.

Währungen

Dollarstärke: Die Aktienmärkte sind rückläufig, die Dollarzinsen steigen und es werden zunehmend mehr Gelder in USD geparkt. Hinzukommen noch starke Arbeitsmarktdaten, die für eine kräftige Leitzinsanhebung (Fed) am 2. November sprechen: Der US-Dollar setzt seine Stärke zum Euro weiter fort, ebenso gegen Schweizer Franken, Japanischen Yen und Britisches Pfund. Indessen infolge des starken Ölpreises Stärke zeigen Kanadischer Dollar und Norwegische Krone.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

10.10.2022

International: IWF-Treffen beginnt

11.10.2022

UK: Arbeitsmarktdaten

12.10.2022

UK: BIP u. Industrieproduktion

EUR: Industrieproduktion

USA: FOMC-Protokoll, Erzeugerpreisindex

13.10.2022

USA: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Folgeanträge Arbeitslosenunterstützung, Inflationsdaten

14.10.2022

China: Verbraucherpreise, Erzeugerpreise, Handelsbilanz

USA: Einzelhandelsumsätze, Controlling des Einzelhandels, Fed-Index allgemeine Inflationserwartung; Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen, Export- u. Importpreisindex.

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

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