UN-Organisation appelliert an Regierungen und Notenbanken: So ein Ereignis ist von historischer Bedeutung: Die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD), eine Organisation der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung fordert die Zentralbanken der entwickelten Volkswirtschaften zu einer geldpolitischen Kehrtwende auf. Auch sollten entwickelte Volkswirtschaften Sparmaßnahmen im Staatshaushalt unterlassen. Weitere Aufrufe richten sich an internationale Finanzinstitutionen, dringend erhöhte Liquidität bereitzustellen und die Schuldenerleichterungen für Entwicklungsländer auszudehnen. Regierungen sind zur Erhöhung der Staatsausgaben und direkten strategischen Preiskontrollen aufgerufen, um direkt an den Märkten für Energie und Nahrungsmittel sowie in anderen wichtigen Bereichen einzugreifen. Die UNCTAD geht heuer nur noch von 2,5% BIP-Wachstum aus und von einer weiteren Verlangsamung auf 2,2% im Jahr 2023. Der gegenwärtige Abschwung hält das BIP-Wachstum in den nächsten Jahren weiterhin unter dem Trend vor der Pandemie, was einen kumulierten Fehlbetrag von über 17 Billionen Dollar – fast 20 % des Welteinkommens zur Folge hat. Alle Volkswirtschaften sind vom Abschwung betroffen, aber Entwicklungsländer sind am meisten einer Kaskade an Schulden-, Gesundheits- und Klima-Krisen ausgesetzt. Lateinamerikanische Länder mit mittlerem Einkommen und Niedrig-Einkommensländer in Afrika könnten in diesem Jahr einen der stärksten Abschwünge erleiden. Die durchschnittliche Wachstumsrate der Entwicklungsländer sollte laut aktueller UNCTAD-Publikation unter 3 % fallen - ein Tempo, das für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreicht, die öffentlichen und privaten Finanzen weiter belastet und die Beschäftigungsaussichten beeinträchtigt, so der UN-Bericht. Ein großes Problem sind massive Kapitalabflüsse aus Schwellenländern, wenn die Dollarzinsen stark ansteigen. Auf Jahressicht sind die Renditen zehnjähriger US-Treasuries bereits um 2,29 Prozentpunkte auf 3,87% gestiegen. Allein die Leitzinserhöhungen in den USA könnten heuer den Entwicklungsländern ex China 360 Mrd. USD an zukünftigen Einnahmen kosten. Laut UNCTAD befinden sich bereits 60 % der Niedrig-Einkommensländer und 30 % der Emerging Markets in oder nahe einer Überschuldung. 46 Entwicklungsländer sind von mehreren wirtschaftlichen Schocks betroffen und weitere 48 Länder sind ernsthaft gefährdet. Genauere Hintergründe siehe Abschnitt: „Aktien Schwellenländer/Asien“.
Indessen mehren sich die Abschwungsignale auch in den USA als neues „Epizentrum restriktiver Geldpolitik“. Zumindest zwei wichtige viel beachtete Einkaufsmanager-Indizes zeigten weitere Abkühlung, während ein überhitzter Arbeitsmarkt Lohninflationsgefahr (Lohn-Preis-Spirale) in sich birgt. Weitere massive Leitzinsanhebungen der Fed sind trotz UN-Appell zu erwarten.